12

fünf farben den blick blenden
fünf töne das ohr betören
fünf würzen den gaumen trüben

preschen und hetzen das herz verwirren
forschen und schätzen den sinn verirren

der weise auch
folgt dem bauch statt dem aug
mit einem vereint das andre verneint

11

dreissig speichen aus der nabe
das loch in der mitte
macht das rad brauchbar

forme ton zum topf
hohl in der mitte
ist er brauchbar

tür und fenster für ein zimmer
offen in der mitte
sind sie brauchbar

also
sein bringt vorteil
nicht sein bringt nutzen

9

besser bewahren statt ergießen
der scharfen klinge die schneide stumpft

ein haus voll gold und jade
holt schaden

stolz auf gut und ehre
lockt verderben

das werk getan
zieh dich zurück
der weg des himmels

7

himmel und erde währen ewig
warum währen himmel und erde ewig
weil sie ungeboren sind
sind sie ein ewiger born

so tritt der weise selbst zurück
und steht vorn
so hält der weise sich selbst heraus
und geht mit

ist es so
selbstlos lebt er sein selbst

06

in den sinn versenken kennt kein enden
legenden umwobene weibliche lenden
ihr heim ist keim von himmel und erde
wehenden dunst nutze zum werden
ohne entbehren



6/b

in den sinn versenken kennt kein enden
legenden umwobene weibliche lenden
ihr heim ist keim von himmel und erde
langsam sammeln
nutze nicht oft




6

谷tiefe (tal, nach ST auch baden; hegen) 神 geist 不kein 死sterben
是谓 wahrhaftig 玄dunkel, verborgen, geheimnisvoll, 牝weiblich tiefe Höhle, das weibliche Sexualorgan(Vagina), Bild der Empfangsbereitschaft, Bild der Lebensquelle)
des dunklen weiblichen 门zugang - öffnung -
wahrhaftig 天himmel und 地erde 根ursprung,wurzel, keim, anfang
绵绵unaufhörlich 若存sammeln (speichern)
用之benutze 不nicht 勤eifrig

04

der weg ist wie ein leeres gefäß
genutzt doch nicht gefüllt
unfassbare quelle allen seins

schärfe nehmen
knoten entwirren
glanz mildern
eins mit dem staub

in sich gekehrt doch stets gegenwärtig
ich weiß nicht wo es entspringt
der ursprung unserer ahnen

03

die weisen nicht preisen verhindert den streit
die schätze nicht werten verhindert den raub
angenehmes nicht nehmen verhindert fassungslosigkeit

weises herrschen leert herzen und füllt bäuche
schwächt das verlangen und stärkt die knochen
befreit das volk von sinnen und sinnlichem
wer versteht steht zur seite
alles fügt sich ohne tun

02

nennen wir schönes schön, ist es darum nicht schön
nennen wir gutes gut, ist es darum nicht gut

sein und nicht-sein bedingen sich
schwer und leicht beheben sich
lang und kurz messen sich
hoch und tief entfernen sich
stille und stimme erklingen in sich
vorn und hinten folgen sich

daher kann der weise wandeln ohne zu handeln
und lehren ohne zu reden
alles entsteht und vergeht ohne unterlass

zeugen doch nichts bewahren
wirken doch nichts fordern
das werk vollenden ohne verweilen
ohne verweilen weilt ohne ende

01

der weg den wir gehen
ist kein dauernder weg
der name den wir nennen
ist kein dauernder name

unbekannt ist anfang von himmel und erde
bekannt ist die mutter aller dinge
ohne verlangen offenbart sich das geheime
voller verlangen offenbaren sich die formen
beide erscheinen wie eins
doch mit verschiedenen zeichen

erscheinen im dunkel
verscheiden im dunkel
dem tor aller geheimnisse